Teil 6 – Chat-Amok im Landesgericht in Kopenhagen – Anakata´s Revision

Hier die 6. Fortsetzung von Teil 5 – Chat-Amok im Landesgericht in Kopenhagen – Anakata´s Revision

Wie sieht es mit den anderen Verdächtigen aus?

Es gibt ebenfalls keine Antwort darauf warum die Polizei keine Ermittlungen in Richtung der anderen offensichtlich verdächtigen aufgenommen hat.

Da ist z.B. jemand im Laufe des Falls, mit dem JT (der dänische Angeklagte) unteranderem in dem Chat schrieb. Diesen Verdächtigen hat sich die Polizei nicht näher angeschaut. Der Zeuge hat einen weiteren Dänen genannt. Dessen Person wurde ebenfalls nicht näher untersucht.

Louise Høj: Haben Sie einen der anderen Verdächtigen verhaftet?

Hededal: Nein, einen ganz anderen.

So sieht es also aus, es gibt weitere eindeutige Verdächtige – einer von diesen ist sogar bekannt in der „Hacker-Szene“ und durch aus auch polizeibekannt. Aber bei keinem dieser Verdächtigen wurden weitere Nachforschungen angestellt, außer bei Anakata.

Es wurden im Laufe des Prozesses in Kopenhagen in vielen Stunden und Tage weitere Zeugen gehört, unteranderem Jacob Appelbaum.

Am 17. Juni 2015 wird das Urteil gegen Anakata von 3,5 Jahren in dem Prozess leider bestätigt und er sitzt weiterhin im Gefängnis in Køge in Dänemark und wird nach dem Ende seiner Strafe aus Dänemark abgeschoben werden.

Hier noch ein Interview auf Englisch mit Jacob Appelbaum über den Prozess – Interview mit Jacob Appelbaum

Dieser Text in 6 Teilen stammt von Peter Kofod aus Kopenhagen und wurde von Petra aus dem Dänischen übersetzt.

Teil 5 – Chat-Amok im Landesgericht in Kopenhagen – Anakata´s Revision

Hier die 5. Fortsetzung von Teil 4 – Chat-Amok im Landesgericht in Kopenhagen – Anakata´s Revision

Logica

Der nächste Punkt handelt darüber, das My Evil Twin schreibt er hätte sich selbst aus dem SPAR-Register gelöscht. Das SPAR-Register ist die Schwedische Ausgabe des CPR-Nummern-Registers. In Dänemark enthält das CPR-Nummern-Register die Personen-Nummern welche man bei der Geburt erhält und welche ein Leben lang gelten. Diese steht zum Beispiel auf der gelben Krankenkassenkarte.

Dieses Thema gefällt dem Staatsanwalt! Anakata wurde vorgeworfen, das er sich in das System einer IT-Firma, ähnlich wie CSC gehackt hat, in das System von Logica und er wurde verurteilt. CSC verwaltet das CPR-Nummern Register in Dänemark.

Der Zeuge Hededal hatte einen „feinen“ Polizeibericht zu diesem Thema geschrieben, welcher in das Beweismaterial gegen Anakata einging.

Hededal war zu einem Zeitpunkt in Schweden gewesen und hatte dort einige Leute getroffen, welche ihm wiederrum einige Dinge erzählt hatten und welche in ihre Nachforschungen eingingen.

Bei dem Prozess im Stadtgericht konnte Hededal sich dann plötzlich nicht mehr richtig daran erinnern wer ihm genau was in Schweden mitgeteilt hatte.

Louise Høj fragt nach ob Hededal weiterhin der Meinung ist das die Geschichte mit SPAR über welche in dem Chat gesprochen wird mit Logica zu hat. Ob es wirklich My Evil Twin ist der schreibt das er sich aus dem SPAR-Register gelöscht hat.

Hededal: Soweit ich weiß ist das schwedische SPAR-Register das Gegenstück zum Dänischen CPR-Register und ich erfuhr in Schweden…

Louise Høj: Ist Ihnen wieder eingefallen wer Ihnen dieses in Schweden erzählt haben könnte?

Hededal: Nein

Hededal: Es ist nicht leicht rauszufinden wer gelöscht wurde. Wie findet man jemanden der nicht mehr im Register ist?

Louise Høj: Aber es ist einfach raus zu finden ob mein Klient im SPAR-Register fehlt.

Hededal: Ja… aber in Schweden erhielt ich die Information das Dein Klient versucht hat sich aus dem SPAR-Register zu löschen, welchem ihm aber nicht gelang.

Louise Høj: Haben Sie überprüft ob andere Verdächtige aus dem SPAR-Register gelöscht wurden?

Hededal: Nein

Anschließend wird es völlig absurd, da Louise Høj Zweifel daran aufbringt in wie weit Logica überhaupt für den Betrieb des SPAR-Registers zuständig ist. Dieses wird nämlich von deren Konkurrenten EVRY betrieben. Anakata ist in Schweden verurteilt worden Logica gehackt zu haben, aber diese betreiben nicht das SPAR-Register in Schweden. Louise Høj fragt nach ob jemand während den Untersuchungen auf die Idee gekommen ist dass das SPAR-Register nicht von Logica betrieben wird, sondern von EVRY?

Hededal: In den Besprechungen in Schweden kam dieses nicht vor, wie das SPAR-Register oder CSC aufgebaut ist. Damit habe ich mich nicht beschäftigt.

Louise Høj: Wenn all dieses einen Sinn ergeben soll, wohl aus dem Grund dass sich das SPAR-Register zu diese Zeitpunkt bei Logica befand.

Hedeldal: Ja… Nein und ich weiß es nicht. Es können viele verschiedene Firmen sein, genauso wie viele andere Firmen bei CSC gehostet sind.

Louise Høj: Haben Sie das schwedische Material untersucht? Haben sie dort nach geschehen?

Hedeldal: Ich habe nicht all die vielen Seiten gelesen, aber einige der Dinge Stichwortartig überprüft.

Louise Høj: Warum hat sich die Polizei die Informationen nicht angesehen, z. B. die Geschichte mit dem SPAR-Register, welches einen klarer Hinweis darauf geben könnte wer der Täter ist? Stattdessen haben sie 100.000 Chat gelesen? Wieso werden nicht einige Dinge genannt welche von meinem Klienten wegführen würden?

Auf diese Frage gibt es keine richtige Antwort.

Louise Høj: Wenn man etwas aus dem SPAR-Register löscht bedeutet dieses man verändert etwas an diesem oder?

Hededal: Ja

Louise Høj: Haben Sie untersucht ob etwas verändert wurde?

Hededal: Nein

Keine weiteren Fragen.

Bald geht es hier weiter mit Berichten aus dem Gerichtssaal in Kopenhagen – geschrieben von Peter Kofod und von Petra aus dem Dänischen übersetzt.

Teil 4 – Chat-Amok im Landesgericht in Kopenhagen – Anakata´s Revision

Hier die 4. Fortsetzung von Teil 3 – Chat-Amok im Landesgericht in Kopenhagen – Anakata´s Revision

Das verschwundene Hackerprogramm

Der nächste Punkt ist, das sich Anakata in CSCs Mainframe (dieses sind solche großen Computer, die einem Kühlschrank gleichen) eingehackt haben soll.

Mainframes verhalten sich ganz anders als die Computer welche wir aus dem Alltag kennen. Man kann ein Programm welches Hercules heißt auf seinem Computer installieren um einen Mainframe zu simulieren und um auf diesem zu üben, wie man sich in einen Mainframe hackt, ohne selbst über einen zu verfügen. In dem Chatlog sagt MyEvilTwin mehrere Male, er hätte dieses Programm auf seinem Computer installiert.

Louise Høj: Wissen Sie ob mein Klient ein Hercules Programm auf seinem Computer installiert hatte welches lief?

Hededal: Das weiß ich nicht.

Louise Høj: Die schwedische Polizei hat ausgesagt dass sich auf dem Computer meines Klienten kein Hercules Programm befand, welches funktionierte.

Peinlich Stille vom Zeugen, bis der Ankläger dazwischen fährt und fragt – Im Februar?

Hededal: Vielleicht hatte er dieses im Februar und nicht mehr im August.

Louise Høj: Mein Klient würde gerne erfahren, wenn er dafür angeklagt ist mit Hilfe des Programmes Hercules CSC gehackt zu haben, müsste sich dann nicht dieses Programm auf seinem Computer laufen?

Hededal: Ich bin kein Hercules Experte, aber es gibt sicher viele Gründe dafür, das ein solches Programm auf einen Computer nicht funktioniert.

Louise Høj: Die beiden schwedischen Ermittler haben in diesem Prozess ausgesagt das in der Installation Dateien fehlten. Sind Sie der Meinung dass diese gelöscht wurden?

Hededal: Ich weiß es nicht – vielleicht fehlten diese, vielleicht sind diese verschlüsselt? Wenn Sie sagen diese fehlen, fehlen diese wohl.

Louise Høj: Es hört sich nur so an als würde in dem Chat über ein Hercules Programm gesprochen welches läuft.

Hededal: Da möchte ich ihnen rechtgeben. Zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall. Jawohl!

Bald geht es hier weiter mit Berichten aus dem Gerichtssaal in Kopenhagen – geschrieben von Peter Kofod und von Petra aus dem Dänischen übersetzt.

Teil 3 – Chat-Amok im Landesgericht in Kopenhagen – Anakata´s Revision

Hier die 3. Fortsetzung von Teil 2- Chat-Amok im Landesgericht in Kopenhagen – Anakata´s Revision

Von vornherein verurteilt?

Ein sehr wichtiger Aspekt in den Chatlogs ist, das in dem einen Chat ein paar Mal ein dritter Benutzername auftaucht und zwar Era. Es sieht so aus als würde Advanced Persistent Terrorist Threat versuchen in dem Chat Kontakt zu Era auf zu nehmen, aber Era antwortet niemals. Jedenfalls nicht, wenn man sich den Chatlog anschaut, welcher verändert wurde durch Kopieren und Einfügen in eine einfache Textdatei. Das Original dieser Datei befindet sich immer noch in Schweden.

Wer ist Era? Wer weiß darüber Bescheid? Ein Verdächtiger in dem größten Hackerprozess den es jemals in Dänemark gab? In diesem Punkt hat die Polizei niemals Nachforschungen angestellt.

Die Aussage des Zeugen Hededal entstand unter Eid:

Verteidigerin Louise Høj: Haben Sie viel Zeit damit verbracht die Chatlogs zu untersuchen?

Hededal: Ja, das kann man sagen.

Louise Høj: Wissen Sie wie viele Zeilen des Chats Sie gelesen haben?

Hededal: Das weiß ich nicht.

Louise Høj: Bei dem Prozess im Stadtgericht haben Sie erklärt dass es sich insgesamt um ca. 400.000 Zeilen handelt. Diese haben Sie nicht alle gelesen oder?

Hededal: Einige habe ich gelesen. Nach einigen Informationen habe ich gesucht und wenn ich diese Informationen in dem Chatlog gefunden habe, habe ich die Abschnitte vor und nach dieser Information gelesen.

Später am Tag räumte Hededal folgendes ein: Es wurden aus den Chats einige Themen definiert und diese habe ich genauer untersucht.

Es scheint nur wichtig gewesen zu sein das Anakata schuldig ist, alles andere war untergeordnet.

Louise Høj: Da ist diese Sache mit dem Benutzernamen Era. Der Dänische Angeklagte hat ausgesagt, dass er mit zwei verschiedenen Personen gechattet hat und zwar mit Anakata und Era. Sie haben kein Gewicht darauf gelegt das der Dänische Angeklagte JT zu dem Zeitpunkt in dem Chat Era schreibt, so wie man üblicherweise jemanden im Chat anspricht.

Hededal: Richtig, dieses habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht getan.

Die Verteidigerin Louise Høj bezieht sich auf eine weitere Besonderheit in dem Chatlog, nämlich das die Person in dem Chat, bei der die Polizei darauf besteht das es sich dabei um Anakata handelt erzählt das ihr ein Computer abhanden gekommen ist, aber das er glücklicherweise über ein Backup der Festplatte des Computers verfügt. Haben Sie diese Backup-Datei gefunden als Sie die Wohnung meines Klienten durchsucht haben?

Hededal: Nein, aber wir hatten kein Zugang zu allem Material.

Bald geht es hier weiter mit Berichten aus dem Gerichtssaal in Kopenhagen – geschrieben von Peter Kofod und von Petra aus dem Dänischen übersetzt.